Nach der Scheidung von meiner Ex-Frau lernte ich meine jetzige Freundin kennen. Ihr Antrieb im Leben ist weitgehend von der Kunst bestimmt. Wann immer sie mit irgendeiner Art von Kunst in Berührung kommt, explodiert sie in einem Energieball, der einen unweigerlich mitreißt. Und ich liebe es, mich ebenfalls von dieser Energie anstecken zu lassen. Manchmal sitzen wir zusammen in einem Raum und machen unsere eigenen Sachen... sie malt, ich arbeite. Aber manchmal lege ich meine Arbeit beiseite, nehme mein iPad in die Hand, fange an zu zeichnen und dann passiert es... Ich schwimme mit ihr zusammen durch die Wellen der kreativen Energie.

Es ist ein so schönes Gefühl, wenn die Welt um mich herum langsam verblasst und nur noch ich und meine Zeichnung zu existieren scheinen. Und nach einigen Stunden "wache" ich aus dieser Trance auf, schaue auf den Bildschirm und denke: "Wow, das habe ich geschaffen?" Dieses Gefühl ist so einzigartig und weckt doch auch jedes Mal Erinnerungen an meine Kindheit. Denn als Kind habe ich gerne gezeichnet. Doch im Laufe meiner Karriere in der IT-Branche habe ich aufgehört, Kunst zu machen. Es ist nicht so, dass ich keinen Bezug mehr zur Kunst gehabt hätte. Ich entdeckte die Kunst im Software-Design, und die schnörkellose Schönheit der Mathematik hat mich immer begeistert. Und doch ist es etwas anderes, Bilder zu malen.

Interessanterweise habe ich durch die Kunst auch wieder eine tiefere Verbindung zu meinen Kindern gefunden. Sie genießen es, wenn sie mit mir und meiner Freundin zusammen sein können und Bilder malen. Und ich genieße es, wenn ich ihre bunten Zeichnungen sehe, die mir einen tieferen Einblick in ihre Welt geben.

Es ist so beeindruckend zu sehen, wie viel Magie in ihrer Sicht auf die Welt steckt. Und das wiederum lässt mich die Magie in meiner Welt wiederentdecken. Lange Zeit war ich auf der Suche nach der Magie in mir selbst. Ich habe mit verschiedenen magischen Systemen gearbeitet, wie der henochischen Magie, dem System des Ordens des Golden Dawn, mit Chaosmagie, Tantra, Eismagie und vielen anderen. Aber es brauchte die Kunst als Schlüssel, um zu erkennen, dass Magie eigentlich überall um mich herum ist. Und mit dieser Entdeckung habe ich auch viele Dinge wiedergefunden, die ich schon in meiner Kindheit verloren hatte. Ich entdeckte die Schönheit der Natur wieder und entdeckte die natürliche mathematische Logik. Ich habe (wieder) gelernt, Menschen nicht nur zu sehen, sondern auch zu fühlen. Und ich erkannte auch, dass es meine Verbindung mit dieser Welt ist, die die wahre Magie möglich macht. Plötzlich machten viele Dinge aus der Chaosmagie und dem, was man gemeinhin Tantra nennt (ich mag diesen Begriff nicht, weil er von der New-Age-Bewegung ziemlich missbraucht wurde und wird), endlich Sinn.

Und plötzlich lebe ich in einer ganz neuen Welt. Meine Beziehung funktioniert, nicht immer ohne Konflikte, aber immer mit der Möglichkeit, diese Konflikte gemeinsam zu lösen. Mit meinen Kindern habe ich eine Verbindung, wie ich sie nie zuvor hatte, obwohl ich nicht mehr mit ihnen zusammenleben kann. Ich habe wieder Freude an meinem Beruf. Und viele Dinge, die ich früher als Problem empfunden habe, berühren mich nicht mehr so sehr.

Ich kann daher nur jedem raten, sich der Kunst zu öffnen, wenn man sich in einer Situation befindet, in der es scheinbar keinen Weg nach vorne und keinen Weg zurück gibt. Kunst kann ein Schlüssel sein, um die Welt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und neue Wege zu finden.